Veranstaltung Szenische Lesung mit Greta Lauer

Sprache als Artikulation und Auslassung, als Rhythmus und Klang – im Rahmen der Ausstellung „omw! (On my Way!)“ von Chantal Kaufmann liest die Autorin Greta Lauer Texte, die sich mit Sprache als Material beschäftigen und der Frage nachgehen, wie sinnliche Erfahrungen durch Sprache hindurch und innerhalb ihrer Strukturen zum Ausdruck kommen können.

Der Abend beginnt mit einer szenischen Lesung aus Gedeih und Verderb (Luftschacht Verlag, 2023). Der Prosatext tastet Sprache nach ihrem gewaltvollen, aber auch widerständigen Potenzial und ihrer Musikalität ab. Die Protagonistin erzählt von einem Dorf, das um seinen Zusammenhalt ringt – ebenso wie die Gesellschaft in der Stadt, in die sie einst geflohen ist. Über Kinderlieder und Sprüche erinnert sie sich an alltägliche Riten und Bräuche, die sie in veränderter Form bis in die Gegenwart verfolgen. Zugleich sind das Erinnern und Erzählen ein Versuch, den Zurichtungen zu entkommen und eine eigene Sprache zu finden.

Im zweiten Teil liest Greta Lauer in den Ausstellungsräumen zwei unveröffentlichte Texte. „Bassena, Bassen – der Unterschied sind Buchstaben“ ist auch als Reaktion auf den Austausch mit Chantal Kaufmann und die Arbeiten der Ausstellung zu verstehen. Der Text ist das Zeugnis eines gescheiterten Versuchs, ein Gedicht zu schreiben. Die Sprache treibt ihre Wörter vor sich her, in einen Klang hinein, um sich aus der Sinnlosigkeit wieder in eine Form und einen Zusammenhang hineinzuhangeln.

Auch im Text „Plane“ zeigt sich das Interesse am Rhythmus und jenem Rest, der von der Sprache ausgeschlossen bleibt und das beide Künstler:innen verbindet. Wie in Kaufmanns Arbeiten tauchen auch hier Kinder auf – weniger als Motiv, sondern als mögliche Träger:innen einer anderen Sprache.