Ausverkaufte Lesung beleuchtet das Leben der Künstlerin Stephanie Hollenstein

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Ein bis auf den letzten Platz gefüllter Veranstaltungsraum, gespannte Zuhörerinnen und Zuhörer, eine eindrucksvolle Autorin und eine spannende Romanbiografie: Die Lesung aus Brigitte Herrmanns Roman „Die Suche nach der eigenen Farbe – das widersprüchliche Leben der Malerin Stephanie Hollenstein“ am Samstag, den 20. September 2025 in der Bibliothek Lustenau war ein voller Erfolg.


Bibliotheksleiterin Alexandra Jank eröffnete den Abend und zeigte sich erfreut über das große Interesse an dieser literarisch-historischen Veranstaltung. Anschließend übernahm Katy Bayer die Moderation und führte mit einem kurzen Einblick in das Leben der Vorarlberger Künstlerin in das Thema ein.

 

Romanbiografie von Brigitte Herrmann

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Brigitte Herrmann las in vier ausgewählten Passagen aus ihrer Romanbiografie und verstand es, mit ihrer angenehmen Stimme das Publikum in den Bann zu ziehen. Die Abschnitte reichten von Hollensteins Jugendzeit und ihrer Ausbildung in München über ihre Zeit als Standschütze im Ersten Weltkrieg – damals als Stephan verkleidet – bis hin zu ihrer Karriere als Künstlerin in Wien und Lustenau.


Zwischen den Lesungen führten Moderatorin Katy Bayer und Gemeindearchivar Wolfgang Scheffknecht mit der Autorin ein dialogisches Gespräch, das tiefere Einblicke in Leben, Werk und Zeit der Malerin ermöglichte. So erzählte Brigitte Herrmann etwa, dass sie durch ein Theaterstück des Vorarlberger Landestheaters auf die Figur der Hollenstein gestoßen sei – sofort sei ihr klar gewesen: „Über diese Frau muss ich schreiben.“ Als Historikerin mit einem besonderen Gespür für komplexe Biografien habe sie sich Hollenstein schreibend angenähert.


Historiker Wolfgang Scheffknecht ordnete das Leben Hollensteins in den gesellschaftlichen und politischen Kontext der Zeit ein. Er betonte etwa, dass Städte wie München in der damaligen Zeit Freiräume boten, in denen lesbische Frauen – wie Hollenstein – relativ unbehelligt leben konnten, während dies in ländlichen Regionen wie Lustenau undenkbar gewesen wäre. Auch ihre Rolle als Standschütze im Krieg wurde thematisiert: Die ersten Monate seien noch mit Elan bewältigt worden, doch bald habe man Symptome von Depressionen festgestellt – Kriegsereignisse, die Hollenstein geprägt hätten.


Eine besonders persönliche Note erhielt der Abend, als Brigitte Herrmann eine Passage las, in der Hollenstein ihr damaliges Elternhaus und Atelier in der Pontenstraße bezieht – just an jenem Ort, an dem heute die Bibliothek Lustenau und das DOCK20 untergebracht ist. „Ein schöner Zufall und eine bemerkenswerte Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart“, wie Katy Bayer treffend bemerkte.


Zum Abschluss wurde die Frage gestellt, was wir aus Hollensteins Leben lernen können. Brigitte Herrmann mahnte: „Auch weltoffene, kunstaffine Menschen können anfällig für Propaganda sein. Es braucht Wachsamkeit – damals wie heute.“


Nach einem großen Applaus bedankte sich Alexandra Jank bei allen Mitwirkenden und überreichte Brigitte Herrmann, Wolfgang Scheffknecht und Katy Bayer kleine Geschenke als Zeichen der Wertschätzung. Der Abend klang bei einem gemütlichen Umtrunk aus – mit vielen angeregten Gesprächen und signierten Büchern.

 

Ein starkes Zeichen für Literatur und Geschichte in Lustenau

Die ausverkaufte Veranstaltung in der Bibliothek Lustenau zeigte einmal mehr: Es besteht großes Interesse an literarischen Abenden mit Tiefgang, insbesondere wenn regionale Geschichte, persönliche Biografien und gesellschaftliche Themen miteinander verwoben werden. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten für einen inspirierenden Abend voller Gedanken, bewegender Worte und wichtiger Perspektiven.

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