News Von Elefanten, kopflosen Hühnern und andere Geschichten 12. Juli 2021

Gruppenbild

An einem fast regnerischen Novembertag entstand die Idee eine Geschichte zu schreiben. Im Kollektiv, weil in dieser Zeit so wenig Gemeinsames erlaubt zu sein schien. Weil das Miteinander so sehr fehlte. Die Idee entstand zwischen Tür und Angel, zwischen Alexandra Jank, der Bibliotheksleiterin in Lustenau und Gabi Hampson, der Geschäftsführerin vom W*ORT.

Wie alles begann

Tisch

Viele kennen es, das gemeinsame Geschichten Erzählen und Schreiben. Eine:r fängt an und übergibt sein Werk voller Vertrauen dem oder der Nächsten, die dann weiterschreiben. Der Geschichte einen neuen Twist geben. So wie sie es sich vorstellen. Diese einfache und niederschwellige Idee ist auch das Grundkonzept des Projekts „Der Rote Faden“. In einer Schreibwerkstatt im W*ORT war die Geschichte von Emilio Ernesto von Hagebuttenwald, dem Elefanten, der gerade recht viel zu tun hatte, entstanden. Die Geschichte, die von der aktuellen Situation handelt, war so charmant geschrieben, dass man eigentlich nicht an Corona, sondern an Emilio Ernestos Abenteuer denken musste und wissen wollte, wie es denn weiterging. „Gesättigt von Statistiken und Fakten über den Virus war es eine wunderbare Weise mit dem Thema in Berührung zu kommen. Ich musste Julia einfach fragen, ob wir die Geschichte als Ausgangspunkt für unser Projekt verwenden dürfen“, erzählt Gabi Hampson begeistert. Die Begegnung, die Geschichten, das Tun vor Ort im W*ORT gingen ihr sehr ab und doch fand sie immer wieder neue Ideen, durch ihre Arbeit mit anderen in Kontakt zu bleiben, neue Projekte zu denken, die auch unter den sich ständig ändernden Maßnahmen durchführbar waren. Und auch Kompliz*innen fand sie immer wieder. Wie Alexandra Jank, Leiterin der Bibliothek Lustenau, und Julia Krepl, Autorin und ehrenamtliche Mitarbeiterin im W*ORT.

Geschenkte Geschichtsanfänge

SPZ Götzis

Nachdem Julia ihren Geschichtsanfang zur Verfügung gestellt hatte bat das Organisationsteam 6 weitere Autor:innen um das Geschenk eines Geschichtsanfangs. M. Ali Baş, Ruth Schmidberger, Amos Postner, Luna Levay, Wolfgang Paterno und Jürgen Thomas Ernst zögerten nicht. Sie sagten sofort zu – entweder anhand einer kurzen Rückmeldung oder gleich mit der Zusendung eines Geschichtsanfangs. Die Anfänge waren da und konnten in der Bibliothek virtuell ausgeliehen, weitergeschrieben und nach 2 Wochen wieder zurückgeschickt werden.

Mitmacher:innen – so vielfältig wie die Geschichten, die entstanden

3 Autorinnen

Eine Mutter schrieb mit ihren 3 und 5 jährigen Kindern, eine pensionierte Lehrerin freute sich, dass sie nun auf der anderen Seite saß - Geschichten nicht korrigieren musste, sondern selbst kreativ schreiben durfte. Schulklassen im Präsenzunterricht schrieben im Klassenverbund, ein Geschäftsführer freute sich ob des kreativen Pendants zu seinem Job. Die Geschichte reiste von Lustenau in die Schweiz, nach Götzis, Mäder, Wien und viele Male dazwischen hin und her. Ursprünglich für Kinder gedacht wurde es zu einem Projekt, das Generationen verbindet. Von 3 Jahren bis 70 Jahren. „Wir waren jedes Mal erstaunt und überrascht, wenn wir die Fortsetzung einer Geschichte lesen, uns Schritt für Schritt weiter vortasten durften. Dieses Projekt bereicherte das Angebot der Bibliothek ungemein“, führt Alexandra Jank aus.

69 Autor:innen, ein Buch

Am Anfang stand Emilio Ernesto von Hagebuttenwald, dessen Erfinderin Julia Krepl sich über seine Wirkung freut. „Ganz nebenbei schrieb ich den Geschichtenanfang, während die Kinder in der Schreibwerkstatt beschäftigt waren. Dass er jetzt quasi berühmt ist, freut und ehrt mich sehr.“ Insgesamt 69 Menschen haben diese Geschichten (weiter)geschrieben. Was dabei herausgekommen ist, kann man in der Neuerscheinung „Der Rote Faden“ lesen. Es gibt etwas zum Schmunzeln, zum Gruseln, zum Ärgern, zum Rätseln und die ein oder andere Wende, die man wirklich nicht erwartet hätte. Kopflose Hühner, gebrochene Herzen, Abenteuer in einer alten Villa, Spinnenzauberei und Vampire – für jeden ist etwas dabei. Das Buch ist ab sofort in der Bibliothek und im W*ORT um €5 erhältlich.