Sibiro Haiku - Joga Vile

Sibiro Haiku

Graphic Novel
Ab 14 Jahren, Antolin 9. und 10. Klasse

Illustriert von Lina Itagaki

Aus dem Litauischen übersetzt von Saskia Drude
Baobab books 2020, 234 Seiten

In dieser für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominierten Graphic Novel wird die Geschichte der Familie des 13-jährigen Algis erzählt.

1941 wird die Familie unsanft aus dem Schlaf geweckt. Russische Soldaten stehen plötzlich im Raum und befehlen der Familie, das Haus mit dem Allernotwendigsten innerhalb von zehn Minuten zu verlassen und sich auf einen Wagen zu setzen. Nach und nach wird der Wagen immer voller, da auch die Nachbarn der Familie aufsteigen müssen. Was ist passiert?
Die Sowjetunion hat sich mit dem Deutschen Reich auf Gebietsaufteilungen geeinigt. Daraufhin sind die Russen in den baltischen Staaten einmarschiert, die bis dahin freie Staaten waren. Da die Russen die Litauer, Letten und Esten als Nazis verdächtigten, wurden hunderttausende Menschen nach Sibirien deportiert und mussten dort unter menschenunwürdigen Verhältnissen leben.

Davon erzählt diese Graphic Novel aus der Sicht von Algis. Noch bevor der Rest der Familie, bestehend aus Mutter, Schwester Dalia und eben Algis in den Zug steigen, werden sie vom Vater getrennt, der in ein anderes Lager gebracht wird. Mit vielen anderen Litauern wird Algis Familie in Viehwaggons gepfercht und über viele Tage nach Sibirien verbracht.
Dort angekommen müssen sie in dreckigen und verwanzten Baracken leben. Zu Essen bekommen sie nur selten etwas, und dann ist es oft auch noch verdorben. Jeden Tag müssen alle schwere Arbeiten verrichten, für die sie dann abends Nahrung bekommen. Aber leider eben nicht immer, und so müssen sie mehr als einmal mit knurrendem Magen ins Nachtlager steigen.

Neben den russischen Wachen gibt es aber auch Menschen, die den Deportierten etwas Hilfe zukommen lassen. Und neben der täglichen Plackerei versuchen die Menschen, wieder etwas Freude ihn ihr Leben zu bringen. So gründen sie zum Beispiel einen Chor, den Apfelchor.
Unschuldige Menschen werden immer wieder gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Männer, Frauen, Kinder und Alte müssen Heim und Hof hinter sich lassen, und sind der Willkür der Herrschenden ausgesetzt.

Auch diese Graphic Novel erzählt von Ungerechtigkeit und Not, aber auch von Zusammenhalt und Liebe. Eine eindrückliche Auseinandersetzung mit einem eher unbekannten Teil Zeitgeschichte.
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