Das kostbarste aller Güter - Jean Claude Grumberg

Das kostbarste aller Güter

Märchen
Ab 10 Jahren

Mit Bildern von Ulrike Möltgen

Aus dem Französischen übersetzt von Edmund Jacoby
Jacoby & Stuart 2020, 135 Seiten

In einem Wald leben in einer kleinen Hütte ein armer Holzfäller und seine Frau. Sie sind kinderlos geblieben, die Frau aber sehnt sich immer noch nach einem Kind. Der arme Holzfäller muss jeden Tag für die Besatzer arbeiten und muss seine Frau alleine zurücklassen. Diese streift durch den Wald, sammelt Reisig.
Eines Tages findet sie auf einer Schneise, die quer durch den Wald führt, Eisenbahngeleise. Und jeden Tag, so findet sie heraus, fährt ein Mal ein Zug hin und wieder zurück. Ab sofort richtet sie ihren Tagesablauf nach dem Zug. Jedes Mal, wenn er vorbeifährt, immer pünktlich, ist sie dort und hofft, dass etwas aus dem Zug fällt. Denn sie stellt sich vor, dass der Zug voller Güter ist, feinen Würsten, warmen Decken und allerhand sonstigen Sachen, die sie nicht kennt.
Eines Tages nun steht die Frau wieder bei den Geleisen, der Zug fährt vorbei, ein Waggon nach dem anderen. Plötzlich wird aus einer der kleinen Luken ein Bündel geworfen. Das ist einmal ganz was anderes, als die Zettel und Papiere, die sie immer wieder gefunden hat, auf denen immer etwas stand, was sie aber nicht lesen konnte. Dieses Mal ist es wirklich anders, denn das Bündel stellt sich als ein Baby heraus.
Im Zug werden nämlich keine Güter transportiert, sondern Menschen. Menschen auf den Weg in die Lager. Und in diesem einen Zug war eine Familie, Vater, Mutter und Zwillinge. Der Vater will eines der Kinder retten und lässt es durch die Luke nach draußen fallen.
Die Holzfällerfrau nimmt das Kind an sich und bringt es in die Hütte. Als am Abend der Holzfäller nach Hause kommt, findet er das Baby in seinem Bett vor und will es sogleich loswerden. „Es gehört zu den Herzlosen!“ schreit er seine Frau an.

Schon bald nach der Besetzung begannen die Deportationen der französischen Juden nach Deutschland bzw. in die Lager. Jean-Claude Grumberg erzählt ein Märchen über diese schreckliche Zeit, das leider zur Wahrheit geworden ist. Oder: das ihn zu dem Mann, zu dem Autor gemacht hat, der er heute ist und der ihn dieses Buch schreiben ließ.

Das Buch ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominiert.

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