Mitternacht in Tschernobyl - Higginbotham Adam

Mitternacht in Tschernobyl

Die geheime Geschichte der größten Atomkatastrohe aller Zeiten
Aus dem Englischen übersetzt von Irmgard Gabler
S. Fischer 2019, 640 Seiten

Am 26. April 1986 ereignete sich in der UdSSR, genauer gesagt im Block 4 des Atomkraftwerkes Tschernobyl, der größte anzunehmende Unfall, kurz auch GAU genannt. Viele Bücher und Artikel wurden über diese Umweltkatastrophe geschrieben, viele Bilder und Filme zeigten die Auswirkungen der Explosion.

2019 erschien nun ein weiteres Buch, welches wie ein Thriller die Ereignisse schildert. Zuerst aber wird die Geschichte des „friedlichen Atoms“ erzählt. Und auch die katastrophalen Folgen nach meist vertuschten Unfällen. Das ach so sichere Atom bescherte der Menschheit mehr als einmal große Sorgen. Tschernobyl war noch ein Stück heftiger, betraf doch dieser Unfall nicht nur einen relativ kleinen Landstrich, sondern die gesamte Erdkugel. Und führte mit dazu, dass ein ganzer Staat auseinanderbrach. So gab es neben den Spuren für Mensch und Natur auch noch politische Auswirkungen.

Was nun dieses Buch so spannend und interessant macht? Die genaue Schilderung der Abläufe, die zum GAU führten und die Bestrebungen der Oberen, die Katastrophe herunterzureden, zu beschwichtigen und zu verheimlichen. Wäre der Wind zum Zeitpunkt des Unfalles nicht von Südosten gekommen und hätte die ausgetretene Strahlung nicht nach Schweden geweht, wer weiß, wie lange die Welt nichts erfahren hätte. Aber nicht nur die Versäumnisse der Politiker werden berichtet, sondern auch der schier unmenschliche Umgang mit Menschen, die z.B. auf das Dach des Blockes 3 steigen mussten, um in mühsamer Handarbeit die verstrahlten Brocken zurück in den havarierten Block 4 zu werfen und sich dabei einer massiven Strahlung aussetzten. Mit einem Bonus von wenigen Rubeln wurden diese wieder nach Hause geschickt, oft nicht ohne langfristige Auswirkungen auf ihre Gesundheit in Kauf nehmen zu müssen.

Ein Thriller, dem nur eines fehlt – nämlich die Fiktion! Denn die Geschehnisse waren und sind Realität und werden die Erde und die Menschheit noch viele Jahrhunderte begleiten.

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