Über Menschen - Juli Zeh

Über Menschen

Roman

Luchterhand 2021, 412 Seiten


Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist?
Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht.


„Über Menschen“ ist der erste echte Corona-Roman, der mitten im Lockdown im Frühjahr 2020 entstanden ist. Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob ich über etwas lesen mag, das so sehr unser momentanes Leben bestimmt. Doch der Roman hat mich nach kurzer Zeit in seinen Bann gezogen.
Die Geschichte beschreibt subtil die gesellschaftlichen und ganz privaten Folgen der Pandemie und zeigt, dass das Leben nie nur schwarz oder weiß ist und kein Mensch nur gut oder böse.
In Juli Zeh’s neuestem Roman menschelt es gewaltig und das macht ihn für mich so wunderbar.  und lesenswert.

sk