Trio - William Boyd
Roman
Aus dem Englischen übersetzt von Patricia Klobusiczky und Ulrike Thiesmeyer
Kampa 2021, 423 Seiten
Es ist der Sommer 1968: In Paris gehen die Studenten auf die Straße, in Vietnam wütet der Krieg, Martin Luther King wird ermordet. Während die Welt in Aufruhr ist, wird im sonnigen Brighton ein aparter Kinofilm gedreht. Hier kreuzen sich die Wege eines Filmproduzenten, einer Schriftstellerin und einer Schauspielerin. Alle drei führen ein Doppelleben: Elfrida, der keine Zeile mehr einfällt und deren Ehe zerrüttet ist, ertränkt ihren Frust in Wodka. Talbot, der Filmproduzent, hat ein geheimes Hobby und macht gute Miene zum bösem Spiel, denn er weiß, dass sein Geschäftspartner versucht ihn auszubooten. In Anny, die umwerfende Hauptdarstellerin, ist die ganze Welt verliebt, aber ihre Liebschaften bereiten dem Filmstar nur Scherereien: Sie hat eine Affäre mit ihrem Filmpartner, und natürlich taucht ihr Liebhaber, ein Philosoph aus Paris, überraschend am Set auf. Außerdem sitzt Anny ihr Ex-Mann im Nacken - und das FBI.
Während die Dreharbeiten bei scheinbar ausgelassener Stimmung voranschreiten, rumort es hinter den Kulissen gewaltig. Die Geheimnisse des Trios drohen aufzufliegen. Wie lange kann jeder seine Rolle spielen? Und wer inszeniert das größte Drama?
William Boyd zählt wohl zu den ganz großen zeitgenössischen Literaten, der uns mit diesem Buch eine Geschichte erzählt. Es ist nicht mehr und nicht weniger. Das politische Setting des Romanes (1968) bleibt nur im Hintergrund, die Protagonisten erscheinen auf den ersten Blick allesamt schon bekannt: trinkende Schriftstellerin mit Schreibblockade, junges Starlet mit Affären und ein in Scheinehe lebender Produzent. Und doch hat mich die Geschichte gepackt. Die Figuren sind skurril liebenswert, in manchen Szenen gibt es feinen britischen Humor und besonders die verzweifelten Schreibversuche der Elfrieda sind äußerst unterhaltsam.
aj