Pirasol - Susan Kreller
Roman
Piper 2017, 283 Seiten
Zwei alte Damen leben in der Papierfabrikantenvilla »Pirasol«: Die scheue Gwendolin ist 84 Jahre alt, Witwe und Alleinerbin des Hauses; Thea ist fünfzehn Jahre jünger und verfolgt einen eigenen Plan. Als man den vom Vater verstoßenen und seit drei Jahrzehnten verschollenen Sohn Gwendolins in der Stadt gesehen haben will, versucht Thea, ihren Einfluss zu sichern und vollends das Regiment im Haus zu übernehmen. Das ist für Gwendolin der Auslöser, sich zu erinnern: an eine Berliner Kindheit während der Zeit des Nationalsozialismus, an den Verlust der Eltern und das eigene Überleben, an einen neuen Anfang mit dem despotischen Papierkönig Willem, einen Brandanschlag und schließlich an die Verbannung des gemeinsamen Kindes. Am Ende lernt Gwendolin, allen Widrigkeiten etwas entgegenzusetzen – sich selbst.
Mit Pirasol hat Susan Kreller ein wahres Kleinod geschrieben, in einer poetischen Sprache, die so leicht und dabei so eindringlich ist, dass man beim Lesen die Zeit vergisst. Und dies, obwohl die Autorin dem Leser sehr viel Leid, Schmerz und Traurigkeit zumutet. Durch die schöne, völlig unsentimentale Sprache, macht sie es möglich, auch das Schwere zu ertragen, es zwar in den Fokus zu rücken, aber dennoch nur unscharfe Bilder entstehen zu lassen. Ein großartiger Roman, der dem Leser auf eindrucksvolle Art deutlich macht, dass jeder sein Leben ändern kann, egal in welchem Alter. Hierfür gibt es eine absolute Leseempfehlung - Chapeau!
sk