Kleine Grausamkeiten – Liz Nugent
Kriminalroman
Aus dem Englischen von Kathrin Razum
Steidl 2021, 399 Seiten
Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder William, Brian und Luke auseinander und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. William hat als Filmproduzent Karriere gemacht und glaubt, ihm stehe einfach alles zu, Brian, der mittlere Bruder, Lehrer und Künstleragent betätigt sich als wenig selbstloser Friedensstifter, Luke, psychisch instabiles Nesthäkchen, ist ein international gefeierter, sehr einsamer Popstar. Aber keiner von ihnen ist der, der er zu sein scheint.
Vom Tag ihrer Geburt an hat ihre narzisstische, ziemlich abgefeimte Mutter die Brüder darauf abgerichtet, um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Sie spielen Spielchen, doch im Laufe der Jahre werden diese Spiele - die kleinen Grausamkeiten - immer unheimlicher, gnadenloser und gefährlicher. Toxisch geradezu, denn nur zwei der Brüder werden überleben.
Kein klassischer Kriminalroman legt uns Liz Nugent hier vor. Es ist eher ein Familiendrama, eine gut konstruierte Jagd nach der vermeintlichen Wahrheit. Gleich zu Beginn ist klar, dass einer der drei Brüder keines natürlichen Todes gestorben ist, aber warum und vor allem wer wird erst viel später aufgeklärt. Dass es in Familien toxische Beziehungen geben kann, wusste ich schon vorher – was subtile, stille, kleine Grausamkeiten anrichten können, gibt es in diesem Buch zu lesen.
aj