Der Zopf meiner Großmutter - Alina Bronsky

Der Zopf meiner Großmutter

Roman

Kiepenheuer & Witsch 2019, 231 Seiten

 

Meine Großmutter, mein Großvater, seine Geliebte und ich.
"Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen, zum Beispiel, wenn er beim Abendessen das Brot zerkrümelte."

Max' Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie erst als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang.

 

In Alina Bronskys neuestem Roman schwankt der Leser zwischen Lachen und Entsetzen. Kaum jemand kann so böse, so witzig und rasant von eigenwilligen und doch so liebenswerten Charakteren erzählen wie sie.

Eine Über-Großmutter, die mit Kraftausdrücken und Gemeinheiten nur so um sich wirft und scheinbar für niemanden ein gutes Wort übrig hat. Sie wirkt so kalt wie der sibirische Winter, doch im Innersten ist sie warmherzig und gut. Im Grunde ihres Herzens liebt sie ihre Familie, doch das würde sie nie zugeben. Diese Großmutter ist es, die wohl die am meisten Polarisieren wird. Durch sie erlebt man Mobbing in seiner unkultiviertesten Form und doch ist man als Leser bereit, ihr zu verzeihen, weil sie aus Angst um ihre Lieben so handelt.

Ein Roman voller Biss und raffinierter Vorgehensweise, mit dem besonderen Erzählstil einer Alina Bronsky.

Absolut lesenswert! sk

Hinweis: Diesen Titel finden Sie auch als Hörbuch bei uns im Bestand und zusätzlich als eBook und eAudio in der Mediathek Vorarlberg.